Update: Rationaler Antibiotikaeinsatz in der Parodontitis-Therapie

Die adjuvante Gabe von Antibiotika im Rahmen der Parodontitis(PA)-Therapie stützt sich auf die Tatsache, dass die Parodontitis eine bakterielle Infektionserkrankung ist. Antibiotika aber sollten verantwortungsvoll eingesetzt werden, um die Bildung von Resistenzen zu vermeiden. Durch eine vorangehende mikrobiologische Analyse des subgingivalen Keimspektrums kann eine antibiotische Übertherapie ausgeschlossen und die vorhandenen parodontopathogenen Keime können gezielt dezimiert werden.

„Die Zeit wird kommen, da Penicillin von jedem im Geschäft gekauft werden kann. Dann besteht die Gefahr, dass der Unwissende sich selbst unterdosiert und seine Mikroben mit nicht tödlichen Mengen des Medikaments resistent macht.“ Dies prophezeite Alexander Fleming bereits im Jahre 1945 und sollte damit Recht behalten. Mehr als 70 Jahre nach seiner Nobelpreisrede wird die Häufigkeit und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen immer bedrohlicher. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) warnte kürzlich vor einer weiteren Zunahme gefährlicher Antibiotikaresistenzen [14]. Bereits heute sind in Europa jährlich bis zu 25.000 Todesfälle auf resistente Keime zurückzuführen, gegen die es kaum noch ein wirksames Antibiotikum gibt [16]. Obwohl hierzulande der Zugang zu Antibiotika durch deren Rezeptpflichtigkeit beschränkt ist, trifft auch uns die zunehmende Resistenzproblematik. Denn nicht nur die „Unterdosierung des Unwissenden“ provoziert die Entstehung von Resistenzen, sondern auch die unreflektierte oder überflüssige Verordnung der Medikamente. Dies haben auch die führenden Gesundheitsorganisationen und die Politik erkannt und fordern ein gemeinsames, verantwortungsvolles Handeln aller Beteiligten [19].

Antibiotikaresistenzen durch erhöhten Selektionsdruck
Das Hauptproblem liegt nicht im Auftreten von Resistenzen an sich. Diese werden, wie auch Antibiotika, seit Jahrmillionen von Bakterien gebildet und sind natürlicher Bestandteil des Ökosystems. Beispielsweise isolierte der kanadische Forscher Gerry Wright in der Lechuguilla- Höhle in New Mexico Bakterienstämme, die gegen 14 verschiedene Antibiotika resistent waren, obwohl sie über vier Millionen Jahre keinen Kontakt zur Außenwelt hatten. Insgesamt entdeckten die Forscher in dieser „Urzeit-Bakteriengemeinschaft“ Resistenzen gegen nahezu alle der modernen Medizin zur Verfügung stehenden Antibiotika [4]. Die heute zu beobachtende Zunahme von Resistenzen ist also in erster Linie die Folge eines erhöhten Selektionsdruckes aufgrund eines übermäßigen und inadäquaten Einsatzes von Antibiotika [11]. Vor allem, wenn diese wichtigen Medikamente nicht erregerspezifisch, in zu geringer Dosis oder nicht ausreichend lange verabreicht werden, fördert dies die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen. Sollen Antibiotika zur Bekämpfung einer bakteriellen Infektion eingesetzt werden, müssen deshalb einige Spielregeln befolgt werden.

 

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Quelle: zmk-aktuell.de